Am 75. Todestag am 25. Oktober gedachten das Ubbelohde-Gartenteam und der Arbeitskreis Ubbelohde-Museum Hanna Ubbelohdes und legten einen Kranz am Grab auf dem Goßfeldener Friedhof nieder.
Hanna Ubbelohde war nicht nur die „Frau des Künstlers“, die ihren Mann zu Ausstellungen, Treffen und auf Reisen begleitete. Sie war selbst Künstlerin.
Hanna Unger, wie sie mit Geburtsnamen hieß, wurde am 21. Februar 1873 als Älteste von 7 Geschwistern geboren. Sie war eine Cousine von Otto Ubbelohde (1867 - 1922) und lebte in Bremen. Mit
ihrem späteren Ehemann traf sie sich nicht nur, wenn dieser nach Bremen kam, sondern auch während seiner Aufenthalte im nahe gelegenen Worpswede bei den dortigen Künstlern der Malerkolonie.
Am 2. November 1897 heirateten Hanna und Otto Ubbelohde in Bremen und zogen zunächst nach München, wo Otto Ubbelohde nach seiner Ausbildung noch wohnte. Durch Besuche bei Ubbelohdes Eltern in
Marburg lernte auch Hanna das Lahntal und Goßfelden kennen. Sie hatten ihr Quartier in der dortigen Gastwirtschaft Ruth (vorher Klee, später Scheel) und unternahmen von hier Spaziergänge.
Dabei haben sie wohl auch das Grundstück entdeckt, das sie vom Wirt kauften und auf dem sie (zunächst nur) ein Atelierhaus errichteten. Zu Ostern 1900 zogen sie ein und wurden damit Bürger
Goßfeldens, wohnten aber zunächst nur in den Sommermonaten dort.
Hanna Ubbelohde beschäftigte sich mit Kunststickerei und verwendete dabei von ihrem Mann entworfene Motive. So wurden Ubbelohdes als Künstlerehepaar bekannt.
Diese Zusammenarbeit führte dazu, dass sich die Ubbelohdes an der "Ausstellung moderner Kunststickerei" 1900 in Darmstadt beteiligten, um Teile ihrer Pflanzenstickereien, die mit "HOU" (= Hanna
und Otto Ubbelohde) signiert waren, zu zeigen.
Weitere Textilarbeiten wurden leider nur noch für die eigene Wohnung gefertigt. Dazu gehörten gestickte Tischdecken und Läufer. Sie entstanden zumeist im Atelier. Wenn Otto Ubbelohde an der
Staffelei stand und malte oder am Schreibtisch saß und zeichnete, dann saß Hanna mit im Raum und stickte oder war dabei, sich ein Kleid zu nähen. Sie nähte fast alle ihre Kleider selbst.
Ubbelohdes wollten – soweit wie möglich – Selbstversorger sein. So hatten sie einen großen Garten mit Gemüse und Obstbäumen (und vielen heimischen Blumen) und fütterten zeitweise ein Schwein,
hatten Hühner, Enten und kurzzeitig Bienen.
Hanna hatte eine persönliche Bindung zu den Einwohnern Goßfeldens, dies zeigt sich auch darin, dass sie sich dem gleich nach Kriegsbeginn 1914 gebildeten „Unterstützungsausschuss“ anschloss.
Dieser Ausschuss sammelte in der Gemeinde Geld, Kleidung und Lebensmittel und unterstützte arme und kinderreiche Familien im Krieg.
Nachdem Otto Ubbelohde im Jahr 1922, gerade mal 55 Jahre alt, starb, musste sich Hanna Gedanken darüber machen, wie es weitergehen soll mit der Familie, dem Haus und dem künstlerischen Nachlass.
So adoptierte Hanna 1926 den Archäologen Dr. Heinrich Doering (1889 – 1972). Dieser hatte sich seit einigen Jahren mit Otto Ubbelohde angefreundet und war auch ein guter Freund von Hanna
geworden. Dazu kam, dass sich Heinrich Doering und Else Hettner (1904 – 1991), eine Nichte von Hanna, die immer mal wieder zu Besuch kam, kennen und lieben lernten; sie heirateten 1927 in
Goßfelden und konnten später den Namen Ubbelohde-Doering annehmen. Zwei Kinder hatten sie.
1932 – Otto Ubbelohde war schon 10 Jahre tot und die Familie Ubbelohde-Doering nach München gezogen – gab Hanna Ubbelohde dem Künstler Dr. Franz Frank (1897 – 1986) und seiner Familie in ihrem
Haus die frei gewordene Wohnung im Dachgeschoss und damit auch die Möglichkeit, im Haus weiter künstlerisch tätig zu sein. Die Familie Frank wohnte bis 1954 in diesem Haus.
Nach dem 2. Weltkrieg hatte es im Hause Ubbelohde wesentliche Veränderungen gegeben. Auf der Flucht war die Nichte von Hanna Ubbelohde, Margarete Zinn, mit ihren beiden Kindern zugezogen. Auch
die Großnichte Brigitte lebte großteils dort.
In dieser schweren Zeit hat Hanna Ubbelohde Leute im Dorf besucht und sich dabei auch um Bedürftige und Kranke in Goßfelden gekümmert. So ist u. a. überliefert, dass sie eine Matratze aus ihrem
Haus holen ließ, um einem Schwerkranken eine bessere Bettstatt herzurichten. Einer schwachen Frau hat sie ihre letzte Flasche Rotwein gebracht und ihr ein Ei in ein Glas Wein geschlagen, damit
sie wieder zu Kräften kommt.
Zu Beginn des Jahres 1948 erlitt Hanna Ubbelohde einen Schlaganfall, von dem sie sich nicht mehr erholte.. Sie wurde pflegebedürftig und starb am 25. Oktober 1948 - vor 75 Jahren - in ihrem Haus
in Goßfelden, wo sie beinahe ein halbes Jahrhundert gelebt hatte.
Hanna Ubbelohde wurde bei Ihrem Mann auf dem Friedhof in Goßfelden beerdigt.
(Text: Karl Heinz Görmar)